Hafen mit Containern

Schwerpunktthema: Nachhaltige LieferkettenWeltweit nachhaltiger produzieren

Die soziale und ökologische Nachhaltigkeit von Produkten spielt für immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher eine zentrale Rolle. Unternehmen stehen dadurch vor der Herausforderung, ihre eigenen, oftmals global verzweigten Lieferketten noch strenger zu überwachen und auch Zulieferbetriebe in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Einhaltung internationaler Standards zu befähigen. Gleichzeitig liegt genau darin eine große Chance – sowohl für die Unternehmen selbst als auch für die Menschen vor Ort.

Über das Förderprogramm develoPPP unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Unternehmensinitiativen, die einen messbaren Beitrag etwa zur Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen für lokale Beschäftigte in Industrie, Dienstleistung und Landwirtschaft leisten, die die ökologische Transformation von Produktionsprozessen oder Anbaumethoden fördern oder die die Transparenz und Überprüfbarkeit von Lieferketten generell erhöhen.

390
Projekte
weltweit
Projekte in über
70
Ländern
330
Mio. Euro
Projektvolumen – davon 45 Prozent öffentlicher Förderanteil
Basis: develoPPP-Projekte mit Lieferkettenbezug zwischen 01/2016 und 07/2021

Moderne Lieferketten sind häufig global aufgestellt und hoch komplex. Ebenso vielfältig sind die Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, um sie nachhaltig zu gestalten.

  • Umweltfreundliche Produktion
    Mangelndes Wissen über nachhaltige Anbaumethoden, der Einsatz veralteter Technologien in Produktionsprozessen oder eine unzureichende Sensibilisierung für den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen stellen erhebliche Hürden für die ökologische Nachhaltigkeit in lokalen Zulieferbetrieben dar. Über develoPPP geförderte Vorhaben setzen hier beispielsweise durch Schulungen zur nachhaltigen Nutzung von Anbauflächen, den Einsatz emissionsarmer Technologien in Produktionsbetrieben oder die Heranführung von Betrieben an internationale Umweltstandards an.
  • Sozialstandards und Arbeitsbedingungen
    Faire Löhne, ein sicheres Arbeitsumfeld, tragfähige Absicherungen gegen gesundheitliche und soziale Risiken, die Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten: All dies sind wichtige Bausteine sozial nachhaltigen Wirtschaftens. Förderfähige develoPPP-Projekte adressieren diese Aspekte beispielsweise durch die Sensibilisierung von Führungspersonal, den Aufbau von Managementsystemen oder die Weiterbildung von Arbeiterinnen und Arbeitern. Auch Zertifizierungen nach internationalen Standards können helfen, die Einkommen von Mitarbeitenden zu verbessern, indem sie lokale Betriebe international wettbewerbsfähiger machen.
  • Transparenz und Zertifizierung
    Je mehr Vorprodukte bezogen werden und je mehr Akteure an der lokalen Wertschöpfungskette beteiligt sind, desto schwieriger ist es, den Herstellungsprozess eines Produktes lückenlos nachzuvollziehen. Gleichzeitig wächst die Anforderung an Unternehmen, die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in jedem Schritt entlang der Lieferkette nachweisen zu können. Die Vorbereitung von Zertifizierungen oder die Einführung innovativer Lösungen zur Erhöhung der Nachverfolgbarkeit sind einige Ansätze, die im Rahmen von develoPPP-Projekten verfolgt werden.
Frauen stehen vor einer Fabrikhalle und halten Fair Trade Schilder (Indien)

INDIEN: Erste textile Lieferkette nach dem Fairtrade Textilstandard zertifiziert

In einem gemeinsamen Pilotprojekt haben der deutsche Bekleidungshersteller Brands Fashion GmbH und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH erstmals eine komplette textile Lieferkette, von der Faserherstellung über die Färberei und Spinnerei bis hin zur Konfektionierung, nach dem Fairtrade Textilstandard zertifiziert. Die Zertifizierung berücksichtigt neben ökologischen Aspekten auch die Sicherheit am Arbeitsplatz, die Mitbestimmung von Mitarbeitenden sowie die Einführung existenzsichernder Löhne. Die ersten Produkte, die mit dem Fairtrade Textilstandard für die gesamte Lieferkette gelabelt wurden, sind seit Oktober 2021 auf dem Markt.

Bäuerin erntet Naturkautschuk im Wald (Indonesien)

INDONESIEN: Kautschuklieferkette wird digital rückverfolgbar

In der Vergangenheit war es unter anderem aufgrund vieler Zwischenhändler schwierig, die Naturkautschuk-Lieferkette in Indonesien vollständig zurückzuverfolgen. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes etablierten der Mobilitätszulieferer Continental AG und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein digitales Rückverfolgungssystem, das den Warenfluss entlang der gesamten Lieferkette aufzeigt. Durch die Einbindung lokaler Verarbeitungsbetriebe und kleinbäuerlicher Direktvermarktung wurden außerdem Strukturen geschaffen, die für zusätzliche Transparenz sorgen. Gleichzeitig profitieren die beteiligten Kleinbauern von verbesserter Produktivität und höherem Einkommen.

Auszubildende im Labor betrachten ein Teleskop (Indien)

INDIEN: Umwelt- und Sozialstandards bei Elektroniklieferanten etabliert

Indiens Elektronikmarkt erlebt einen Boom und die weltweite Nachfrage nach indischen Elektronikprodukten steigt. Gleichzeitig fehlen dem Sektor qualifizierte Fachkräfte. Um die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz seiner indischen Zulieferbetriebe zu verbessern und seine Lieferkette nachhaltig aufzustellen, beriet der Elektronikhersteller Salcomp Manufacturing India Pvt. Ltd. in Zusammenarbeit mit der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH unter anderem zehn seiner lokalen Zulieferbetriebe in den Bereichen Qualität, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit (QEHS). Mit der Verbesserung dieser Standards ist Salcomp Vorreiter für die gesamte Elektronikbranche.

Feldarbeiter trägt Körbe auf der Schulter (Madagaskar)

MADAGASKAR: Nachhaltige Vanille und bessere Erwerbsmöglichkeiten

Bereits seit 2014 engagieren sich der Duft- und Geschmacksstoffproduzent Symrise AG und der Konsumgüterhersteller Unilever PLC gemeinsam mit der NGO Save the Children (STC) in mehreren Projekten mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH für die Verbesserung der Anbau- und Arbeitsbedingungen entlang ihrer Vanillelieferketten. Kleinbauern und -bäuerinnen werden beispielsweise in nachhaltigen Anbaumethoden geschult, um Ertrag und Qualität der Vanille zu erhöhen und ihre Einnahmequellen zu diversifizieren. 5.000 Familien profitieren zudem von einer über das Projekt unterstützten Krankenversicherung. Zusätzlich werden Aufklärungskampagnen zu Gesundheit, Hygiene, Ernährung und Kindeswohl durchgeführt.

Frau schreibt auf einem Plakat (Bangladesch)

BANGLADESCH: Verbesserung von Frauenrechten entlang der Textillieferkette

Das schwedische Textilunternehmen Lindex AB arbeitete gemeinsam mit der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH daran, Gender-Aspekte in die Unternehmensstrategie und das Personalwesen von Textillieferanten in Bangladesch zu verankern. Dabei kooperierten sie nicht nur eng mit den Zulieferbetrieben selbst, sondern auch mit Branchen- und Arbeitgeberverbänden, dem örtlichen Arbeits- und Handelsministerium, Gewerkschaften sowie dem Bündnis für nachhaltige Textilien. Die so erarbeiteten Richtlinien wurden in einer Toolbox festgehalten, die weltweit genutzt werden kann. Zudem wurde ein gemeindegeführtes Frauencafé errichtet, in dem Angestellte arbeitsrechtliche Beratung und Fortbildungen erhalten.

Frau arbeitet an einem Webstuhl

develoPPP Classic

develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.

Junge Menschen diskutieren während einer Unternehmensbesprechung

develoPPP Ventures

develoPPP Ventures richtet sich an junge Unternehmen, die bereits mit einem innovativen Geschäftsmodell in einem Entwicklungs- oder Schwellenland aktiv sind und bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen. Im Rahmen eines Matching-Funds Modells ist eine öffentliche Wachstumsinvestition von 100.000 Euro möglich.

Carolin Welzel
Carolin Welzel Senior Beraterin Agentur für Wirtschaft & Entwicklung
Hans-Joachim Hebgen
Hans-Joachim Hebgen Senior Berater Agentur für Wirtschaft & Entwicklung
Daniel Thomann
Daniel Thomann Programmkoordinator DEG Impulse gGmbH
Kathinka Kurz
Kathinka Kurz Programmkoordinatorin Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH