Herausforderungen
Viele Zulieferer der Textilindustrie haben ihren Sitz in Ländern des Globalen Südens. Zur Verbesserung der dortigen Produktionsbedingungen sind in vielen Ländern und unterstützt von Textilunternehmen und Nichtregierungsorganisationen Gesetze und Vorschriften zum besseren Schutz von Arbeiter*innen und Umwelt auf den Weg gebracht worden. Ein kritischer Bereich ist beispielsweise die Nassverarbeitung von Textilien, also das Bleichen, Färben oder Bedrucken der Stoffe. Hier können Chemikalien zum Einsatz kommen, deren Inhaltsstoffe der Gesundheit der Menschen in den Fabriken und der Nachbarschaft schaden können und durch Abwässer und die Luft in die Umwelt gelangen. Genaue Informationen über den Einsatz gefährlicher Chemikalien in den Nassverarbeitungsbetrieben zu erhalten, ist für Textilunternehmen oft schwierig, da sie nicht immer direkte Geschäftsbeziehungen mit allen Firmen entlang der Wertschöpfungskette unterhalten oder solche Informationen in den Betrieben nicht vorliegen. Die Textilunternehmen können daher die Reduzierung oder gänzliche Vermeidung schädlicher Chemikalien häufig nicht genau überwachen, um Produktionsbedingungen zu verbessern und ihre Lieferkette nachweislich nachhaltiger zu gestalten. Abhilfe schaffen Bestandsverzeichnisse der Chemikalien. Nicht alle verarbeitenden Betriebe verfügen jedoch über solche Inventare, in manchen werden sie von Hand und nur unzulänglich geführt. Auch fehlt es häufig an notwendigem Wissen über die Gefährlichkeit von Chemikalien. Bestseller, Deltex, Lindex und Orsay sahen daher in digitalen Chemikalieninventaren eine zielführende Lösung. Mit deren Hilfe sind notwendige Informationen schnell und effizient verfügbar, und die Zulieferbetriebe sind imstande, schädliche Chemikalien durch geeignete Alternativen zu ersetzen und den gesamten Prozess zu monitoren, was zur Transparenz der Textil-Lieferketten beiträgt.
Projektansatz
Die Projektpartner setzten von 2020 bis 2023 mit einem Budget von rund 1,2 Millionen Euro folgende Maßnahmen um:
- Unterstützung von 553 Nassverarbeitungsbetrieben bei der Erstellung und Verwaltung digitaler Chemikalieninventare mithilfe von The BHive®
- Schulungen zum ordnungsgemäßen und sicheren Management von Chemikalien für Mitarbeitende der Zulieferbetriebe sowie Studierende
- Einbindung zentraler Akteure wie dem Bündnis für nachhaltige Textilien, Chemieunternehmen und Standard-Initiativen zur Stärkung des Austauschs entlang globaler Textil-Lieferketten
- Verbreitung des Ansatzes
Die vier Unternehmen gewannen die Zulieferbetriebe zur Teilnahme am Projekt und übernahmen dort in enger Zusammenarbeit mit GoBlu als lösungsanbietendem Partner die Einführung der digitalen Plattform The BHive®. Nach technischen Schulungen zur Nutzung des Tools sowie der ersten Bestandsaufnahme wurden regelmäßige Inventarisierungen durchgeführt. Die GIZ ergänzte das Engagement der privaten Partner, indem sie weitere Fabriken einband, und durch digitale Schulungen zum nachhaltigen Chemikalienmanagement. Außerdem involvierte sie Branchenakteure wie Wirtschaftsverbände, Chemielieferanten und Universitäten involvierte, um Strategien zur Förderung konformer chemischer Produkte zu entwickeln und die Erkenntnisse aus dem Projekt sektorweit zu teilen.
Als Mitglied im Textilbündnis haben wir uns verpflichtet, die Entwicklung vollständiger Chemikalieninventare für Zulieferer zu unterstützen, um die Verwendung gefährlicher Chemikalien bei der Nassverarbeitung zu kontrollieren und zu reduzieren. Durch den Einsatz von BHive haben wir die Transparenz erhöht und ein besseres Chemikalienmanagement in unserer Lieferkette ermöglicht.


Ergebnisse
Die Projektpartner verbesserten das Wissen in den beteiligten Betrieben über Chemikalien, die bei der Textilproduktion verwendet werden, und über deren Gefahren für Mensch und Umwelt. Sie optimierten das Chemikalienmanagement in Nassverarbeitungsbetrieben und reduzierten den Einsatz gefährlicher Chemikalien in ihren globalen Lieferketten.
- 553 Nassverarbeitungsbetriebe erstellten ein digitales Chemikalieninventar und teilten dies mit ihren Kunden
- 36.430 chemische Produkte wurden in den Inventaren erfasst
- 1.010 Aktionspläne wurden erarbeitet, um gefährliche Chemikalien zu ersetzen
- Rund 4.460 Personen nahmen an Schulungen zum Umgang mit Chemikalien oder zur Inventarisierung von Chemikalien teil, das Schulungsmaterial steht in sieben Sprachen zur Verfügung

develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an Unternehmen, die nachhaltig in einem globalen Zukunftsmarkt investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.
Projektbeteiligte



