Herausforderung
Die Ansprüche an Nachhaltigkeit bei Abnehmern und Abnehmerinnen steigen, jedoch besteht in vielen Teilen der Welt ein erhöhtes Risiko für die Verletzung von Umwelt- und Sozialstandards – auch im Bio-Agrarsektor. Unzureichende Arbeitsbedingungen vor Ort führen vielfach zu hoher Fluktuation und einer geringen Bindung der Mitarbeitenden an die Lieferanten. Zudem stellen eine ressourceneffiziente Erzeugung von Rohwaren und ein wirkungsvolles Bodenmanagement zunehmende Herausforderungen dar. Ein sorgfältiges Nachhaltigkeitsmanagement entlang der Lieferkette ist daher nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch im Interesse von Bioproduzenten wie Lebensbaum und rechnet sich für die Unternehmen langfristig. Sie profitieren durch Maßnahmen zur Bodenverbesserung von mehr Verlässlichkeit und letztlich einer höheren Produktqualität. Höhere Sozialstandards führen zu mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden und stabilisieren die Zusammenarbeit zwischen Anbaupartnern und Abnehmer*innen langfristig.
Projektansatz
Das develoPPP-Projekt mit einem Gesamtbudget von rund 330.000 Euro hatte die (Weiter-)Entwicklung eines transparenten und effektiven Nachhaltigkeitsmanagements entlang der Wertschöpfungskette als Ziel. Dazu wurden zwischen 2016 und 2019 gemeinsam mit lokalen Produzenten für Tee (Ambootia, Indien), Kaffee (Finca Irlanda, Mexiko; Hacienda Cincinnati, Kolumbien) und Gewürze (Sekem, Ägypten) je nach Ausgangslage differenzierte Maßnahmen umgesetzt, u. a.:
- Vorort-Besuche bei Lieferanten und Erfahrungsaustausch mit diesen.
- Verbesserung der Landwirtschaftspraktiken, unter anderem Kompostierung, Bodenmanagement, Krankheits- und Schädlingsbekämpfung in Indien, Mexiko und Kolumbien.
- IT-basiertes Risiko-Scoring-System zur Anbaukontrolle (Ägypten).
- Sozialprogramme zur Mitarbeiterbindung (Kolumbien) und zur Gesundheitsförderung (Indien).
- Einrichtung eines Schulungszentrums zum Bodenaufbau (Indien).
Die Ulrich Walter GmbH und der Projektpartner Soil & More Impacts brachten als Berater ihre Expertise zu nachhaltigen Lieferketten in der Landwirtschaft ein. Die DEG finanzierte die Maßnahme aus develoPPP-Mitteln.
Die Etablierung von Umwelt- und Sozialstandards in der gesamten Lieferkette stärkt nicht nur die Beziehungen zu Lieferanten, sondern sichert auch die Qualität unserer Produkte.
Ergebnisse
Je nach Bedarf der Anbaupartner wurden Maßnahmen zum Nachhaltigkeitsmanagement neu entwickelt oder weiter verbessert. So führten optimierte Landwirtschaftspraktiken zur Verbesserung des Bodens und sicherten Qualitätsstandards (Indien, Kolumbien, Mexiko). Beim erfahrenen Gewürzproduzenten Sekem (Ägypten) wurde ein IT-basiertes Risiko-Scoring System zur Anbaukontrolle evaluiert und getestet. Sozialmaßnahmen wie Kultur- und Sportangebote (Kolumbien) oder zum Gesundheitsschutz (Indien) führten zu geringerer Fluktuation von Mitarbeitenden und niedrigeren Fehlzeiten. Insgesamt stärkten die Maßnahmen die Produktivität vor Ort und die langfristigen Handelsbeziehungen mit den Anbaupartnern.
- Schulungszentrum aufgebaut für biologisch-dynamische Landwirtschaft bei Ambootia, Indien
- Tracing-Tool eingeführt für Transparenz und Nachverfolgung bei SEKEM, Ägypten
develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.