Herausforderung
In zahlreichen ukrainischen Städten und Gemeinden wurde durch russische Angriffe die Infrastruktur für die Strom- und Wasserversorgung beschädigt oder zerstört. Mit der Sprengung des Dnepr Staudammes etwa betraf dies die Haupttrinkwasserquelle der Region. Den Menschen bleibt in einem solchen Fall nur das Wasser aus dem Meer, aus Bächen, Flüssen oder Seen als Trink- oder Brauchwasser. Durch den Einsatz der bereitgestellten Trinkwasseraufbereitungsanlagen kann das salzhaltige Grund- oder Flusswasser als zusätzliche Trinkwasserquelle genutzt und die Wasserknappheit damit reduziert werden.
Konventionelle Wasseraufbereitungs- oder Entsalzungsanlagen können in der Ukraine jedoch häufig nicht zuverlässig betrieben werden, weil auch die Stromversorgung vielerorts immer wieder unterbrochen ist.
Für Boreal Light liegt in der Unterstützung der Ukraine ein großes unternehmerisches Potenzial. Die Lösungen des Unternehmens sind so konzipiert, dass sie auch in einem Krisenkontext gut funktionieren: Sie arbeiten unabhängig vom Stromnetz, sind einfach zu bedienen und günstig im Betrieb. Damit sind sie für viele ukrainische Städte, deren Wasserversorgung beschädigt oder zerstört ist, eine hilfreiche Lösung, um die Einwohner mit lebenswichtigem Trinkwasser sowie Brauchwasser zu versorgen.
Projektansatz
In einer südukrainischen Stadt wurden mit öffentlichen Mitteln von rund 3,2 Millionen Euro folgende Aktivitäten gefördert:
- Fertigung von fünf solarbetriebenen Wasserentsalzungsanlagen am Berliner Unternehmensstandort und Lieferung in die Ukraine
- Installation von zehn UV-Desinfektionsanlagen
- Ausbildung und Anstellung lokaler Fachkräfte zum Betrieb der Anlage
- Einrichtung eines Systems zur Fernüberwachung der Wasserqualität und Generierung online verfügbarer Daten
Das System kann mit Solarstrom oder hybrid mit Netzstrom betrieben werden. Damit ist es möglich, die Systeme wetterunabhängig zu betreiben und kurzfristig auf Bedarfsspitzen zu reagieren. Um die Robustheit der Anlage zu erhöhen, besteht sie aus fünf separaten Einheiten.
Boreal Light brachte seine Erfahrung in Fertigung, Installation und Betrieb von solarbetriebenen, netzunabhängigen Wasserentsalzungsanlagen in mehr als 20 Ländern des Globalen Südens in das Projekt ein. Die DEG Impulse ko-finanzierte die Anlage über das develoPPP-Programm des BMZ. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH organisierte den Transport der Anlagen von Berlin in die Ukraine und unterstützte mit dem Netzwerk vor Ort.
Wir haben unsere Systeme ursprünglich für Länder des Globalen Südens konzipiert. Nun benötigen auch die Menschen in der Ukraine dringend sauberes Wasser. Wir sehen es als unsere unternehmerische Pflicht an, ihnen mit unserer Expertise zu helfen.
Ergebnisse
Die Versorgung der Bevölkerung in der am Meer gelegenen Stadt mit Trinkwasser konnte erheblich verbessert werden. Zudem zeigt das Projekt eine für das vom russischen Angriffskrieg betroffene Land wegweisende Technologie auf, um im akuten Fall sowie auch künftig eine netzunabhängige und dezentrale Trinkwasserversorgung sicherzustellen – neue qualifizierte Beschäftigungsmöglichkeiten eingeschlossen.
- Die solarbetriebenen Wasserentsalzungsanlagen liefern pro Stunde bis zu 125.000 Liter sauberes Trinkwasser für rund 200.000 Menschen.
- Das ohnehin fragile Stromnetz wird durch die Wasserentsalzung nicht zusätzlich belastet.
- Die Wasseraufbereitung findet auf klimaschonende Weise mit Solarenergie statt und ist günstig im Betrieb.
develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.