Herausforderung
Bangladesch ist der weltweit zweitgrößte Exporteur von Bekleidung und Textilien. Etwa 80 Prozent der insgesamt vier Millionen in der dortigen Textilindustrie Beschäftigten sind Frauen. Sie sind meist als Arbeiterinnen im niedrigen Lohnsegment tätig und mit nur wenigen Rechten ausgestattet. Im mittleren und höheren Management der Textilunternehmen sind Frauen kaum vertreten. Seit einigen Jahren werden die Forderungen immer lauter, dass Textilfabriken in den Produzentenländern die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organisation, ILO) erfüllen und somit die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen verbessern müssen. Unternehmen wie Lindex, die diesen Forderungen nachkommen wollen, stehen vor dem Problem, dass viele Betriebe in Bangladesch nicht in der Lage sind, diese Normen umzusetzen. Genderaspekte spielen in den meisten Unternehmen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Es fehlen Beratungs- und Förderangebote für Frauen sowie Ansprechstrukturen.
Projektansatz
Die Projektpartner setzten von 2017 bis 2021 mit einem Gesamtbudget von 430.000 Euro unter anderem folgenden Aktivitäten um:
- Unterstützung des Managements von 36 Textilunternehmen (davon 27 Zulieferfabriken von Lindex), Genderaspekte in ihre Unternehmensstrategie und -praxis zu integrieren, unter anderem durch die Erarbeitung von entsprechenden Aktionsplänen.
- Verstärkte Berücksichtigung von Genderaspekten in den Scorecards, anhand derer Lindex seine Lieferanten hinsichtlich ihrer Sozial- und Umweltstandards beurteilt und die die Höhe des Auftragsvolumens mitbestimmen.
- Erarbeitung einer Toolbox mit Bewertungskriterien und Richtlinien für die Integration von Genderaspekten in die Managementsysteme von Lieferketten.
- Begleitung der 36 Zulieferbetriebe bei der Anwendung der Toolbox.
- Verbreitung von Gender-Ansätzen bei Branchen- und Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und dem Handelsministerium von Bangladesch.
- Einrichtung eines Cafés, in dem Frauen sich beraten lassen und an Bildungsangeboten teilnehmen können.
Lindex aktualisierte sein Lieferkettenmanagement, beriet seine Zulieferbetriebe und entwickelte die Toolbox. Die GIZ bildete unter anderem Multiplikator*innen zu Genderaspekten fort und verbreite den Projektansatz im Textilsektor von Bangladesch.
In der Zusammenarbeit konnten wir neben dem landesspezifischen Know-how und dem Netzwerk der GIZ auch von der Erfahrung bei der Gleichstellung der Geschlechter profitieren. Das waren unerlässliche Vorteile bei der Stärkung unserer Lieferkette.


Ergebnisse
Alle 27 Lindex-Zulieferbetriebe haben Gender-Aspekte und die Stärkung von Frauen in ihr Personalmanagement integriert, Gender-Aktionspläne entwickelt und begonnen, diese umzusetzen. Damit verfügt Lindex nun über ein Modell zur Stärkung von Frauen in den Textilfabriken, skaliert dieses in der eigenen Lieferkette in Asien und verbreitet es im Textilsektor von Bangladesch weiter. Zudem haben neun weitere Fabriken erfolgreich am Projekt teilgenommen.
Im Rahmen des Projektes rief Lindex die Initiative ‘WE Women by Lindex’ ins Leben, mit der sich das Unternehmen für mehr Rechte für Frauen im Textilsektor in Bangladesch, Indien und Myanmar einsetzt. Das Programm ist ein zentraler Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns und eine Antwort auf das wachsende soziale Bewusstsein der europäischen Kundinnen. Frauenrechte zu stärken wird so zum Wettbewerbsfaktor.

develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.
Projektbeteiligte

