Herausforderung
Ein Großteil der für die Lebensmittelindustrie produzierten Vanille stammt aus Madagaskar. Auch die Symrise AG, einer der größten Duft- und Aromenhersteller weltweit, kauft hier Vanilleschoten ein und beliefert unter anderem Unilever mit Vanille für die Speiseeisproduktion. Neben vielfältigen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Energiekrise und reduzierter Weltmarktnachfrage ist der Vanilleanbau mit weiteren spezifischen Herausforderungen konfrontiert: Er ist sehr zeitaufwändig, die Pflanzen müssen ganzjährig beobachtet und gepflegt werden. Erst nach drei Jahren produziert die zu den Orchideen gehörende Kletterpflanze erstmals die begehrten Fruchtkapseln. Ist die Bestäubung gelungen, benötigen die Vanilleschoten rund neun Monate zur Reife. Der Anbau erfordert deshalb spezielle Kenntnisse, um hohe Produktivität zu erreichen, Wettereignisse wie Zyklone oder Pflanzenkrankheiten gefährden ihn zusätzlich. Die starken Schwankungen in Menge und Qualität der Vanille sind Risiken auf Seiten der verarbeitenden Unternehmen, sie wirken sich aber auch stark auf die Lebensbedingungen der Bauernfamilien aus: Ein verringertes Einkommen begrenzt die Möglichkeiten für ausgewogene Ernährung und adäquate Hygiene, wovon besonders Kinder betroffen sind. Ein mangelhafter Zugang zu medizinischer Versorgung und Schulbildung schränkt ihre Perspektiven weiter ein.
Projektansatz
Das Ziel, den Vanilleanbau in dem wichtigen Produktionsland Madagaskar nachhaltig zu entwickeln und die Lebensbedingungen der Bauernfamilien zu verbessern, wurde in mehreren Projektschritten angegangen: Erster Schritt war, Produktivität, Qualität und Lieferketten zu stabilisieren und auszubauen. Symrise und die GIZ entwickelten diverse Trainingskurse auf Modellfarmen, ab 2014 unter Beteiligung auch von Unilever. Der erprobte „Farmer Business School“-Ansatz der GIZ umfasst sowohl praktische als auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse.
2016 erweiterte sich der Fokus auf die Lebenssituation der Bauernfamilien und Gemeindemitglieder. Save the Children (STC) als neu hinzugekommener Partner widmete sich den beruflichen Perspektiven von Jugendlichen sowie den Kinderrechten in den Anbauregionen. Mehr als zehn Partnerorganisationen aus dem Agrar-, Bildungs-, Gesundheits- und Finanzsektor helfen bei der Umsetzung und der weiten Verbreitung der Maßnahmen. Die GIZ koordiniert die lokalen Partner, berät in Umwelt- und Gesundheitsfragen und erleichterte den Zugang zu Finanzdienstleistungen.
Im Projektzeitraum von 2010 bis einschließlich 2024 setzen die Projektpartner mit einem Gesamtbudget von rund 16 Millionen Euro unter anderem folgende Maßnahmen um:
- Schulung von Kleinbäuerinnen und -bauern in nachhaltigen und klimaresilienten Landwirtschaftsmethoden und Diversifizierung im Anbau
- Aufbau von Finanzkompetenz, Entwicklung von Krankenversicherungs- und Finanzdienstleistungen sowie Einkommensdiversifizierung
- Umweltbildung an Grundschulen und landwirtschaftlichen Fachschulen; Aufbau von landwirtschaftlichen Berufsschulen und von Farmer Business Schools
- Aktivitäten zum Schutz von Kindern
- Sektorweites Lernen zur Resilienzstärkung von Kleinbäuer*innen; Verbesserung der Existenzgrundlagen; Ansprechen und Milderung von Kinderrechtsproblemen; Schaffung von Arbeitsplätzen und Lebensperspektiven für Jugendliche
Unser Ziel ist es, vertrauensvolle und langfristig nachhaltige Beziehungen zu Vanilleproduzent*innen in Madagaskar aufzubauen, um die Qualität, Transparenz und Produktivität innerhalb unserer Lieferketten zu steigern. Sie sind unsere Partner, wir kennen jede und jeden Einzelnen. Wir unterstützen sie, indem wir ihre jeweilige Herausforderung berücksichtigen und so Vertrauen und Resilienz aufbauen.


Wir sind stolz darauf, die Bauern darin zu schulen, Vanille anzubauen und ihre Kulturen so zu diversifizieren, dass sie angesichts des Klimawandels widerstandsfähiger werden, und dass wir auch ihre Familien unterstützen. Das schärft das Bewusstsein für Kinderrechte und hilft Kindern und jungen Erwachsenen, durch Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten Selbstvertrauen zu gewinnen.
Ergebnisse
Die Aktivitäten zu guten landwirtschaftlichen Praktiken und zur Einkommensdiversifizierung in der ersten Phase wurden gut akzeptiert und hatten positive Auswirkungen. Dies ermöglichte es, das Projekt auf weitere Anbauregionen auszuweiten, aus denen Symrise Vanille bezieht. Durch landwirtschaftliche Schulungen lernten viele Erzeugerinnen und Erzeuger ihr Einkommen zu diversifizieren und wandten ihre Kenntnisse an. Grundschulen integrierten Inhalte zur Umwelterziehung in ihre Lehrpläne. Diesen ganzheitlichen Projektansatz verstärkten weitere Akteure wie Save the Children (STC) durch ihre Ressourcen, Expertise und Kontakte und wurde dadurch als Partnernetzwerk aus Nichtregierungsorganisationen und staatlichen Stellen verankert. Die Projektbeteiligten bauten zusammen mit den Partnern lokale Spar- und Darlehensgruppen auf, Village Savings and Loan Associations (VSLAs) und Community-Based Saving Groups (CBSGs). Als eine Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit wurde Mahavelona entwickelt, die ein Versicherungsangebot für ärmere Familien anbietet.
- Umstellung auf nachhaltige und klimafreundliche Anbaumethoden bei mehr als 3.000 Kleinbäuer*innen
- Vervielfachung der Zielgruppe von ursprünglich 3.000 auf über 40.000 begünstigte Kleinbäuer*innen und deren Familien
- Einrichtung von mehr als 400 gemeindebasierten Spargruppen (VSLAs und CBGSs)

develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.
Projektbeteiligte


