Herausforderung
In Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro liegen ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand und werden von den Kommunen oder vom Staat an Bäuerinnen und Bauern verpachtet. Effektive Ansätze, um die Nutzung im Hinblick auf Bodenfruchtbarkeit, Pflanzenschutz, Bewässerung und nachhaltige Ertragssteigerung zu optimieren, gibt es so gut wie nicht. Es fehlt sowohl an ausreichendem Datenmaterial zur agrarischen Landnutzung als auch an Instrumenten zur Auswertung solcher Daten. Dies führt zu einer geringeren Produktivität und daraus resultierend zu einer übermäßigen Anwendung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, mit der Folge einer zunehmenden Degradierung der Böden. In der Konsequenz erschwert dies die Umsetzung von EU-Regelungen in der Landwirtschaft im Rahmen der EU-Beitrittsprozesse. Die TeleGroup Beograd d.o.o. hat ihre Software AgroLIFE an die spezifischen Bedürfnisse von Kommunalverwaltungen bzw. in Montenegro des dafür zuständigen Landwirtschaftsministeriums angepasst. Sie ermöglicht es nun, Katasterdaten und Daten über die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen in Echtzeit zu erfassen und Planungen nachhaltig auszurichten sowie administrative Prozesse wie die turnusmäßige Berichterstattung an die zuständigen Ministerien effizienter zu gestalten. Die Einführung digitaler Landnutzungsplanung steht in Südosteuropa noch am Anfang. Die TeleGroup hat großes Interesse daran, sich in der Region und bei Kommunen als Anbieter einer effizienten und zuverlässigen Technologie zu etablieren.
Projektansatz
Von 2019 bis 2023 wurden mit einem Finanzvolumen von etwa 2,5 Millionen Euro in insgesamt zehn Kommunen folgende Maßnahmen umgesetzt; fünf serbische Kommunen verfügten dabei bereits über grundlegende Software zur Landnutzungsplanung.
- Ausstattung der weiteren fünf Pilotkommunen mit der Software und Etablierung des Informationssystems in deren Verwaltungsstruktur.
- Ausbildung von Verwaltungsmitarbeitenden zur Integration von Landnutzungsdaten in das internetbasierte Datenbanksystem
- Schulung von Verwaltungsmitarbeitenden zur Unterstützung der Landwirt*innen in der Nutzung des Systems.
- Politikdialog mit den zuständigen Ministerien für die bedarfsorientierte Etablierung des Systems in Kommunen und Initiierung eines regionalen Wissensaustauschs.
Die GIZ sensibilisierte vor allem Politik, Kommunalverwaltungen und Landwirt*innen für die Vorteile einer digital gestützten Landnutzungsplanung. Sie initiierte und betreute den Politikdialog zwischen den Ministerien und begleitete die Erarbeitung eines Gesetzesrahmens für die digital gestützte Landnutzungsplanung in den drei Ländern. Die TeleGroup stellte unter anderem die Software bereit, verankerte das System technisch und administrativ in den Verwaltungen und führte die Schulungen durch. Als dritter Projektpartner war das Regional Network for Business Friendly Environment in South East Europe (BFC-SEE) beteiligt, ein Programm für Unternehmen und Behörden. BFC-SEE soll die Dienstleistungskapazitäten südosteuropäischer Kommunalverwaltungen verbessern.
Das Projekt hat wesentlich dazu beigetragen, die Qualität der landwirtschaftlichen Bodennutzung zu verbessern. Dazu schufen wir ein Ökosystem aus Technologieunternehmen, öffentlichem Sektor, GIZ, Partnern, Experten und lokalen Behörden, die vom Ansatz profitierten. Auch die Landwirt*innen haben von diesen Bemühungen erheblich profitiert, sie sind von der traditionellen landwirtschaftlichen zu einer „datengesteuerten“ Produktion und Entscheidungsfindung übergegangen.
Ergebnisse
Die Digitalisierung verbesserte die Transparenz und die Effizienz in der kommunalen Flächennutzungsplanung. Sie reduzierte die Verwaltungskosten und vereinfachte die Rechenschaftslegung der Kommunen gegenüber den Landwirtschaftsministerien. Das System legte den Grundstein für eine gezielte Beratung von Landwirt*innen zu zentralen Fragen des landwirtschaftlichen Anbaus. Damit einhergehend wurden die Produktivität erhöht und die Anbaumethoden nachhaltiger gestaltet und die natürlichen Ressourcen können besser geschützt werden.
- Knapp 800 Landwirt*innen und 64 kommunale Mitarbeitende wurden im digitalen Landnutzungsmanagement geschult
- Für 30 Feldfrüchte wurden über ein Netz von 73 Wetterstationen Vorhersagen modelliert, die 117 Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall abdecken
- 73 Wetterstationen sammelten insgesamt 12,8 Mio. genauest lokalisierte Datenpunkte, die die Landwirt*innen bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen
- Alle beteiligten Kommunen optimierten die Datensammlung und ihre Berichterstattung an die Landwirtschaftsministerien, halbierten die Bearbeitungszeit und verbesserten die Qualität
develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.