Herausforderung
Als das Kondom für die Frau Anfang der 2000er in Tansania eingeführt wurde, waren HIV-Infektionen und ungewollte Schwangerschaften auf einem Allzeithoch. Regierung und Geberorganisationen propagierten neben herkömmlichen Kondomen auch das Kondom für die Frau und verteilten diese kostenlos an Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen. Die Förderprogramme waren jedoch stark auf Risikogruppen wie Prostituierte oder HIV-infizierte Frauen ausgerichtet. Dies führte zu einer Stigmatisierung des Frauenkondoms und verhinderte, dass es sich als allgemein anerkanntes Verhütungsmittel etablierte.
Um die zunehmend gebildetere, zahlungsbereite Mittelschicht in Tansania als Kunden zu gewinnen, war FHC daran interessiert, die Vorbehalte gegenüber dem Produkt zu zerstreuen. FHC vertreibt weltweit ein von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) sowie der World Health Organisation (WHO) akkreditiertes Kondom für Frauen, das sogenannte FC2. Das Unternehmen ist in mehr als 30 afrikanischen Ländern vertreten und plante neben den bestehenden öffentlichen Kooperationen auch den kommerziellen Markt zu erschließen.
Projektansatz
Von 2017 bis 2020 setzten die Partner mit einem Projektvolumen von 160.000 Euro unter anderem folgende Maßnahmen zur Neupositionierung des Frauenkondoms um:
- Schulung von Mitarbeiter*innen der Regierung, von Nichtregierungsorganisationen sowie von Gesundheitspersonal. Die entwickelten Trainingsmaterialien wurden an das lokale Gesundheitsministerium übergeben und können in Zukunft für dessen Weiterbildungen genutzt werden.
- Ausbildung von 36 Trainer*innen, welche – dem „Training-of-Trainers“-Ansatz folgend – die Mitarbeiter*innen der 152 Distributionsstationen (v.a. Gesundheitseinrichtungen) zum Nutzen von Kondomen für Frauen schulen.
- Ergänzung des Beratungsangebots durch eine Kampagne in Radio, Fernsehen und diversen Social-Media-Kanälen, um ein breites Publikum – insbesondere junge und digitalaffine Menschen – für das Thema zu sensibilisieren.
FHC brachte seine Erfahrung in Vertrieb und Schulungen zu Verhütungsmitteln in die Partnerschaft ein, während die GIZ neben der finanziellen Förderung vor allem bei der Entwicklung des Projektkonzepts unterstützte und dem Unternehmen bei der Durchführung beratend zur Seite stand. Umgesetzt wurden die Aktivitäten von der NGO Pathfinder International, die das Projekt als Implementierungspartner unterstützte.
Wir waren uns sicher, dass nicht das Produkt das Problem war, sondern der Mangel an Information, der vorherrschte. Durch die Partnerschaft mit der GIZ erhielten wir die notwendige finanzielle und fachliche Unterstützung, um diese Lücke zu schließen und das Kondom für die Frau erfolgreich in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.
Ergebnisse
Das Projekt trägt dazu bei, dass Mädchen und Frauen ihre Gesundheit besser schützen und sexuell selbstbestimmter leben können. FHC konnte sein Geschäftsfeld auf dem tansanischen Markt erfolgreich ausweiten und hat den Absatz des FC2 im Projektzeitraum nahezu vervierfacht. 99 öffentliche Gesundheitseinrichtungen und 60 weitere Distributionsstationen in Dar es Salaam beraten zum Thema und verteilen die Kondome. Die Online-Kampagne erreichte fast hälftig Frauen und Männer, was besonders deshalb beachtlich ist, da vor Projektstart die Akzeptanz des Kondoms durch die männlichen Partner sehr gering war. Pathfinder International führt die Beratung zu sicheren Verhütungsmethoden auch nach Projektende fort.
develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.