Frau erklärt einem Passanten das Frauenkondom (Tansania)

Tansania Gesundheitsschutz und mehr Selbstbestimmung mit dem Kondom für die Frau

Afrika südlich der Sahara
GIZ
Classic
Gleichstellung Gesundheitsversorgung

In Tansania sollte ein innovatives Verhütungsmittel helfen, sexuell übertragbare Krankheiten einzudämmen: Das Kondom für die Frau. Im Rahmen des develoPPP-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) arbeiteten die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und The Female Health Company (FHC) durch Aufklärungsarbeit und Beratung gegen die Stigmatisierung des Verhütungsmittels.

Das Projekt trug dazu bei, Frauen in ihrer sexuellen Selbstbestimmung zu stärken und sexuell übertragbare Krankheiten einzudämmen. FHC erschloss neue Vermarktungswege und weitete sein Geschäftsfeld erfolgreich auf den tansanischen Markt aus.

50000
Personen mit Onlinekampagne erreicht
96
Prozent überzeugte Trainingsteilnehmer*innen

Als das Kondom für die Frau Anfang der 2000er in Tansania eingeführt wurde, waren HIV-Infektionen und ungewollte Schwangerschaften auf einem Allzeithoch. Regierung und Geberorganisationen propagierten neben herkömmlichen Kondomen auch das Kondom für die Frau und verteilten diese kostenlos an Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen. Die Förderprogramme waren jedoch stark auf Risikogruppen wie Prostituierte oder HIV-infizierte Frauen ausgerichtet. Dies führte zu einer Stigmatisierung des Frauenkondoms und verhinderte, dass es sich als allgemein anerkanntes Verhütungsmittel etablierte.

Um die zunehmend gebildetere, zahlungsbereite Mittelschicht in Tansania als Kunden zu gewinnen, war FHC daran interessiert, die Vorbehalte gegenüber dem Produkt zu zerstreuen. FHC vertreibt weltweit ein von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) sowie der World Health Organisation (WHO) akkreditiertes Kondom für Frauen, das sogenannte FC2. Das Unternehmen ist in mehr als 30 afrikanischen Ländern vertreten und plante neben den bestehenden öffentlichen Kooperationen auch den kommerziellen Markt zu erschließen.

Von 2017 bis 2020 setzten die Partner mit einem Projektvolumen von 160.000 Euro unter anderem folgende Maßnahmen zur Neupositionierung des Frauenkondoms um:

  • Schulung von Mitarbeiter*innen der Regierung, von Nichtregierungsorganisationen sowie von Gesundheitspersonal. Die entwickelten Trainingsmaterialien wurden an das lokale Gesundheitsministerium übergeben und können in Zukunft für dessen Weiterbildungen genutzt werden.
  • Ausbildung von 36 Trainer*innen, welche – dem „Training-of-Trainers“-Ansatz folgend – die Mitarbeiter*innen der 152 Distributionsstationen (v.a. Gesundheitseinrichtungen) zum Nutzen von Kondomen für Frauen schulen.
  • Ergänzung des Beratungsangebots durch eine Kampagne in Radio, Fernsehen und diversen Social-Media-Kanälen, um ein breites Publikum – insbesondere junge und digitalaffine Menschen – für das Thema zu sensibilisieren.

FHC brachte seine Erfahrung in Vertrieb und Schulungen zu Verhütungsmitteln in die Partnerschaft ein, während die GIZ neben der finanziellen Förderung vor allem bei der Entwicklung des Projektkonzepts unterstützte und dem Unternehmen bei der Durchführung beratend zur Seite stand. Umgesetzt wurden die Aktivitäten von der NGO Pathfinder International, die das Projekt als Implementierungspartner unterstützte.

Wir waren uns sicher, dass nicht das Produkt das Problem war, sondern der Mangel an Information, der vorherrschte. Durch die Partnerschaft mit der GIZ erhielten wir die notwendige finanzielle und fachliche Unterstützung, um diese Lücke zu schließen und das Kondom für die Frau erfolgreich in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.
Denise van Dijk, President Global Public Sector Division at The Female Health Company
Mann und Frau tauschen sich zum Thema Frauenkondom aus (Tansania)
Im Rahmen des Projektes fanden zahlreiche Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung zu Verhütungsfragen statt. Foto: The Female Health Company
Frauen informieren im Rahmen einer Veranstaltung über das Frauenkondom (Tansania)
Interessierte Besucher*innen wurden über die Nutzung des Frauenkondoms aufgeklärt. Hier zum Beispiel während des Fiesta Festivals in Dar el Salaam. Foto: The Female Health Company

Das Projekt trägt dazu bei, dass Mädchen und Frauen ihre Gesundheit besser schützen und sexuell selbstbestimmter leben können. FHC konnte sein Geschäftsfeld auf dem tansanischen Markt erfolgreich ausweiten und hat den Absatz des FC2 im Projektzeitraum nahezu vervierfacht. 99 öffentliche Gesundheitseinrichtungen und 60 weitere Distributionsstationen in Dar es Salaam beraten zum Thema und verteilen die Kondome. Die Online-Kampagne erreichte fast hälftig Frauen und Männer, was besonders deshalb beachtlich ist, da vor Projektstart die Akzeptanz des Kondoms durch die männlichen Partner sehr gering war. Pathfinder International führt die Beratung zu sicheren Verhütungsmethoden auch nach Projektende fort.

ENTWICKLUNGSERFOLGE

Venussymbol

Frauen in sexueller Selbstbestimmung und Familienplanung gestärkt

Herz

Eindämmung sexuell übertragbarer Krankheiten

Kreise verbunden mit Strichen

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem lokalen Gesundheitsministerium

UNTERNEHMERISCHE ERFOLGE

Erdkugel mit Stecknadel

Zusätzlich zu öffentlichen Kooperationen wurde der kommerzielle Markt erschlossen

Sprechbalsen

Durch die Infokampagne wurde das Vertrauen in das Verhütungsmittel gestärkt

Frau arbeitet an einem Webstuhl

develoPPP Classic

develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.

The Female Health Company Logo

The Female Health Company

The Female Health Company (FHC) ist der Schöpfer des FC2 Frauenkondoms, auch bekannt als das interne Kondom. Es wurde bereits in über 150 Ländern vertrieben, in denen das Unternehmen zusammen mit Partnern technische Unterstützung leistet und die Gemeinden über die Vorteile des FC2 aufklärt.

GIZ Logo

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Als deutsches Bundesunternehmen ist die GIZ seit mehr als 50 Jahren in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und Bildungsarbeit aktiv. Sie begleitet die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung und entwickelt mit Unternehmen Strategien für nachhaltiges Wirtschaften.

Frederiek Chatfield
Frederiek Chatfield Executive Director Global Public Sector The Female Health Company
Elisabeth Richter
Elisabeth Richter Projektmanagerin develoPPP Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH