Bewässerung eines Teefeldes

Malawi / Ruanda Faire Entlohnung im Teeanbau entspricht Verbraucherwünschen

Afrika südlich der Sahara
GIZ
Classic
Nachhaltige Lieferketten Aus- & Weiterbildung Gleichstellung

Immer mehr Verbraucher in Industrieländern hinterfragen Arbeitsbedingungen in Entwicklungs- sowie Schwellenländern und richten ihre Nachfrage auf sozial oder ökologisch nachhaltige Produkte. Unternehmen, die den Wünschen von Verbrauchern Gehör schenken, bieten sich wichtige Verkaufsargumente und eine glaubwürdige Positionierung in umkämpften Märkten. Ein Konsortium aus sechs internationalen Teehandelsgesellschaften setzt sich für höhere Löhne und Einkommen für die in der Teeindustrie Beschäftigten in Malawi und Ruanda ein. Dafür begründeten die Teehandelsgesellschaften Bettys & Taylors of Harrogate, Jacobs Douwe Egberts B.V., Tata Global Beverages, Tesco, Ostfriesische Tee Gesellschaft und Marks & Spencer unter dem Dach der Ethical Tea Partnership eine Entwicklungspartnerschaft mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Das Projekt wurde umgesetzt im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten develoPPP-Programms.

Für die Teehandelsunternehmen, die ihren Tee direkt von Plantagen und kleinbäuerlichen Betrieben beziehen, sind zuverlässige Lieferketten bzw. der soziale Friede innerhalb der Betriebe elementar, um die ökonomische Entwicklung des Teesektors vorantreiben zu können. Dazu kommt ein verstärktes Interesse seitens der Konsument*innen an sozialen Standards innerhalb der Lieferkette, dem die Unternehmen gerecht werden wollen.  Die ETP setzt Initiativen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der in der Teeindustrie beschäftigten Menschen um. In Malawi und Ruanda reichen die Löhne und Einkommen im Teesektor in der Regel nicht, damit Arbeiter*innen und Kleinbäuerinnen und -bauern ihre Grundbedürfnisse wie ausreichend Nahrung und Trinkwasser, Gesundheitsvorsorge und Schulbildung decken können. Es fehlt an sozialer Absicherung und Frauen sind dabei besonders benachteiligt.

Um die Einkommenslücke zwischen tatsächlichem Einkommen und einem existenzsichernden Einkommen zu verringern, führten die Projektpartner mit einem Budget von knapp 1,5 Millionen Euro von 2015 bis 2018 unter anderem folgende Maßnahmen durch:

  • Erarbeitung von Referenzwerten für die Höhe von Löhnen und Einkommen in Malawi zur Sicherung des Existenzminimums.
  • Entwicklung von Lehrmaterialien, die in Farmer Field Schools eingesetzt werden
  • Fünftägige Farmer Business Schools zu betriebswirtschaftlichen Kenntnissen für Kleinbäuerinnen und -bauern.
  • Schulung von 1.200 Bauern und Bäuerinnen als Ausbildende für Farmer Field Schools in Malawi
  • Unterstützung der Gründung von gemeindebasierten Sparvereinigungen (Village Savings & Loan Associations, VSLA), die die Diversifizierung der Einkommen und einkommenssteigernde Reinvestitionen von Guthaben fördern.
  • Empfehlungen zur Stärkung der Rechte von Frauen auf drei Teeplantagen in Ruanda und Erarbeitung von genderbasierten Aktionsplänen.

Die GIZ und die ETP führten die meisten Projektaktivitäten gemeinsam durch. Allerdings lag die Durchführung der Trainings primär in der Verantwortung der ETP, während die GIZ federführend die Festlegung der Referenzwerte für Löhne und Einkommen in Malawi übernahm.

Die Menschen, die auf Teeplantagen arbeiten oder in kleinbäuerlichen Betrieben Tee anbauen, sind ein fundamentaler Teil unserer Lieferkette. Unser Geschäft hängt entscheidend von ihrer Arbeit ab. Wir müssen daher sicherzustellen, dass sie mit ihren Einkommen und Löhnen ihre Existenzgrundlage sichern können.
Richard Bond, Sustainability International Coordination Senior Manager, Lavazza
Frau pflückt Tee auf Teefeld (Malawi)
Ein besonderer Fokus des Projektes liegt auf der Stärkung der Frauenrechte der Arbeiterinnen. Foto: Ethical Tea Partnership
Ein Teefeld wird mit einer Gießkanne bewässert (Malawi)
Den Kleinbäuerinnen und -bauern wird für ihre Arbeit ein existenzsichernder Lohn zugesichert. Foto: Ethical Tea Partnership

Das Projekt trug dazu bei, dass die Reallöhne im malawischen Teesektor kontinuierlich und signifikant gestiegen sind. In Ruanda schuf das Projekt die Voraussetzungen dafür, dass die im Teeanbau Beschäftigten mittelfristig ihre Einkommen steigern können.  

  • Kleinbäuerliche Betriebe steigerten ihre Teeproduktion und diversifizierten ihre Einkommensbasis
  • In Malawi wurde 2016 erstmals eine Tarifvereinbarung für die Teeindustrie ausgehandelt
  • Arbeiter- und Bauernorganisationen wurden befähigt, mit den Teeverbänden höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen auszuhandeln

ENTWICKLUNGSERFOLGE

gestapelte Münzen

Die Mitglieder der Sparvereinigungen in Malawi vervierfachten ihre jährlichen Ersparnisse

Absolventenhut_Schraubenschlüssel

36% mehr Einkommen der Bauern in Malawi von 2015-2016 mit Unterstützung der Farmer Field Schools

Drei_Hände

Gründung von 42 Farmer Field School-Gruppen mit rund 1.300 Mitgliedern in Ruanda

UNTERNEHMENSERFOLGE

Zwei_Personen

Wohlergehen der Beschäftigten im Teeanbau erhöht die Stabilität der Produktion

Drei_Personen

Unternehmen engagieren sich für angemessene Löhne am Anfang ihrer Lieferketten

Frau arbeitet an einem Webstuhl

develoPPP Classic

develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.

Logo Ethical Tea Partnership

Ethical Tea Partnership

Die sechs Teehandelsunternehmen (Bettys & Taylors of Harrogate, Tata Global Beverages, Tesco, Ostfriesische Tee Gesellschaft, Koninklijke Douwe Egberts B.V. und Marks & Spencer) gehören dem Unternehmensverbund Ethical Tea Partnership (ETP) an, der als gemeinnützige Organisation Initiativen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der in der Teeindustrie beschäftigten Menschen umsetzt.

GIZ-Logo

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Als deutsches Bundesunternehmen ist die GIZ seit mehr als 50 Jahren in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und Bildungsarbeit aktiv. Sie begleitet die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung und entwickelt mit Unternehmen Strategien für nachhaltiges Wirtschaften.

Rachid Boumnijel (ETP)
Rachid Boumnijel Programmleiter Ethical Tea Partnership
Stefan Mueller-Christmann
Stefan Mueller-Christmann Projektmanager develoPPP Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH