Herausforderung
Argentinien verfügt über nahezu ideale geologische Gegebenheiten für die Nutzung von Geothermie zur Energiegewinnung. Berechnungen zeigen allein aus der Tiefengeothermie ein Potenzial von bis zu 1.600 Megawatt Energie. Sowohl ökonomisch als auch ökologisch ist Geothermie somit hochinteressant für den argentinischen Energiemarkt. Bislang bleibt dieses Potenzial jedoch weitgehend ungenutzt: Landesweit sind kaum Anlagen zur Fernwärme- oder Stromerzeugung in Betrieb. Das liegt zum Teil daran, dass es an Anwendungswissen über Geothermie mangelt und es im Land selbst wenig Fachkräfte gibt. Aktuell arbeiten in staatlichen, universitären und privatwirtschaftlichen Einrichtungen nur vereinzelt Beschäftigte, die geothermische Anlagen entwickeln, installieren und warten können. Zudem haben die zuständigen Behörden bisher keine Qualitätsstandards für die Erkundung und Umsetzung von Projekten festgelegt, was Projektentwickler als Grundlage für ihre Arbeit benötigen. Für spezialisierte Unternehmen wie die Geothermie Neubrandenburg GmbH, die vor Ort entsprechende Projekte entwickeln möchten, ist dieser Umstand nachteilig, da das lokale Reservoir qualifizierter Fachkräfte in ihrem Geschäftsbereich stark begrenzt ist. Um dennoch auf dem argentinischen Markt erfolgreich sein zu können, hat das Unternehmen gemeinsam mit der GIZ in die Qualifizierung von Fachkräften zur geothermischen Energiegewinnung investiert. Dazu bauten die Projektpartner ein Netzwerk lokaler Wissensträger*innen, Behörden und Implementierungspartner*innen aus dem Bereich Geologie und Energiewirtschaft auf. Dies ermöglicht die Verankerung des Anwendungswissens landesweit und erleichtert dem Unternehmen die langfristige Entwicklung von Geothermie-Projekten.
Projektansatz
Mit einem Projektvolumen von rund 380.000 Euro wurden zwischen 2019 und 2022 unter anderem folgende Maßnahmen umgesetzt:
- Aufbau eines Netzwerkes aus Vertreter*innen aus Wirtschaft, Forschung und Politik, dem geologischen Dienst Argentiniens SEGEMAR und der technischen Hochschule Instituto Tecnológico de Buenos Aires (ITBA)
- Identifikation von drei Standorten zur Entwicklung von Geothermie-Projekten
- Gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Form von Workshops, Publikationen und Materialien zur universitären Lehre
Die Geothermie Neubrandenburg GmbH steuerte das Fachwissen zur Geothermienutzung bei, unterstützte bei der Koordination lokaler Partner und der technischen Analyse des Energieabsatzes. Die GIZ beriet mit Fachleuten vor Ort, begleitete das Monitoring des Projekts und stellte Kontakte zu Ministerien, Universitäten, Investor*innen und weiteren Akteuren her.
Der Markt für Geothermie steckt in Argentinien noch in den Kinderschuhen – sowohl was die bisher umgesetzten Projekte als auch die im Markt aktiven Unternehmen anbelangt. Durch unsere Kooperation mit der GIZ konnten wir notwendigen Wissenstransfer stärken und uns als kompetenter Partner für Planung und Umsetzung etablieren.
Ergebnisse
Die Projektpartner begannen 2019 mit dem Aufbau des Netzwerks und erreichten das wesentliche Ziel des Projekts, bevor die Covid-19-Pandemie starke Einschränkungen mit sich brachte. Trotz der besonderen Lage konnten die Beteiligten in Argentinien Webinare zu Geothermie und verwandten Themen anbieten. Neben der Öffentlichkeitsarbeit identifizierten sie außerdem Pilotstandorte und führten gegen Ende 2022 erstmals Schulungen durch, die auf großes Interesse stießen. Folgende Ergebnisse konnten in der Projektlaufzeit erreicht werden:
- Entwicklung von Explorationskonzepten und Wirtschaftlichkeitsanalysen an drei Pilotstandorten
- Verabschiedung von Absichtserklärungen mit Behörden, Ministerien, Hochschulen und weiteren Akteuren zur Umsetzung und Genehmigung geothermischer Projekte
- Durchführung von insgesamt sechs Vorlesungen, Workshops und Seminaren zu Geothermie an Universitäten sowie zwei Veranstaltungen mit nicht-universitären Organisationen mit insgesamt 314 Teilnehmenden
- Kooperation mit der ITBA und der Universidad de Buenos Aires (UBA) zur Erstellung von Präsentationen zu Geothermie für Dozent*innen
develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.