Bäuerin erntet Naturkautschuk im Wald (Indonesien)

Indonesien Continental macht Kautschuklieferkette erstmals digital rückverfolgbar

Ostasien
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Digitalisierung Nachhaltige Lieferketten Umwelt & Klima

Unternehmerische Sorgfaltspflicht geht mit einer transparenten Lieferkette einher. Aufgrund der hohen Anzahl an Zwischenhändlern war es in Indonesien bislang jedoch schwierig, die Nachhaltigkeit der Naturkautschuk-Lieferkette zu gewährleisten. Im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten develoPPP-Programms etablierten der Mobilitätszulieferer Continental und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein digitales Rückverfolgungssystem, das den Warenfluss entlang der gesamten Lieferkette aufzeigt. Durch die Einbindung von lokalen Verarbeitungsbetrieben und die kleinbäuerliche Direktvermarktung wurden Strukturen geschaffen, die für Transparenz in der Lieferkette von Naturkautschuk sorgen. Die Kleinbauern und -bäuerinnen profitierten unter anderem von verbesserter Produktivität und höherem Einkommen.

400
Kleinbauern in nachhaltigen Anbaumethoden ausgebildet
250
Betriebe in digitales Rückverfolgungssystem einbezogen

Weltweit besteht eine stetige Nachfrage nach Naturkautschuk, insbesondere von Seiten der Reifenindustrie. Ein Viertel des weltweiten Naturkautschuks stammt dabei aus Indonesien. Die Produktion des Rohstoffs ist in dem asiatischen Land jedoch oft mit gravierenden ökologischen und sozialen Herausforderungen verbunden. So besteht beispielsweise das Risiko, dass für den Anbau von Naturkautschuk größere Flächen Wald gerodet werden, weil die geringen Flächenerträge für die Bäuerinnen und Bauern kein zuverlässiges Einkommen sichern. Der Naturkautschuk stammt vielfach von weit verstreuten, unabhängigen Produzent*innen, die in abgelegenen Gebieten leben. Diese arbeiten zumeist ohne Vorgaben für den nachhaltigen Kautschukanbau und es ist schwer, sie mit Beratungs- und Schulungsangeboten zu erreichen. Ihre Rohware liefern sie an lokale Händler*innen, die den Naturkautschuk an Verarbeitungsbetriebe weiterverkaufen. Damit ist der Einfluss der abnehmenden Unternehmen auf die Kleinbauern und -bäuerinnen begrenzt, zudem sind die Unternehmen nicht in der Lage, angelieferte Rohkautschukmengen in Relation zur Produktionsfläche zu setzen, um auf Unstimmigkeiten aufmerksam zu werden. 

Um die Transparenz in der Lieferkette sicherzustellen, setzten die Projektpartner zwischen 2018 und 2020 mit einem Projektvolumen von insgesamt 400.000 Euro unter anderem folgende Maßnahmen in der Pilotregion im Distrikt Kapuas Hulu auf Borneo um:

  • Aufbau eines digitalen Rückverfolgungssystems vom kleinbäuerlichen Anbau in Indonesien über die Weiterverarbeitung bis hin zur Reifenproduktion in Deutschland.
  • Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs für die umwelt- und sozialverträgliche Kautschukproduktion unter vollständigem Verzicht auf Entwaldung.
  • Ausbildung von Bäuerinnen und Bauern in nachhaltigen Praktiken des Kautschukanbaus, mit dem Ziel, dass diese anschließend ihr Wissen weitergeben.

Continental brachte im Rahmen des Projekts seine Expertise in internationalen Lieferketten sowie Mitarbeiter-Know-how ein. Die GIZ beriet mit Expert*innen vor Ort und stellte die Verbindung zu lokalen Gemeinschaften und Entscheidungsträger*innen her.

Mit dem erfolgreich etablierten Pilotprojekt sorgen wir gemeinsam für mehr Transparenz und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Existenzsicherung der am Projekt beteiligten Kleinbauern.
Christian Kötz, Leiter des Geschäftsfelds Reifen und Mitglied des Vorstands von Continental
Bäuerin schneidet Kautschukbaum an (Indonesien)
Die Bauern und Bäuerinnen werden in nachhaltiger Anbaupraxis und besserer Technik geschult, etwa wie die Bäume angeschnitten werden müssen, um möglichst viel Kautschuk zu gewinnen. Foto: GIZ/Canopy-Indonesien; GIZ/Thomas-heinen
Handybildschirm zeigt digitales Rückverfolgungssystem von Kautschuk (Indonesien)
Anhand des digitalen Rückverfolgungssystems können Produktion und Lieferkette des Kautschuks detailliert ausgewertet werden. Foto: GIZ/Canopy-Indonesien; GIZ/Thomas-heinen

Das System der digitalen Rückverfolgbarkeit ermöglicht, ausschließlich nachhaltig wirtschaftende Produzenten in die Lieferkette aufzunehmen. Die wertvollen Erfahrungen, die Continental in diesem Projekt sammelt, erlauben es dem Unternehmen, die Transparenz innerhalb seiner Naturkautschuklieferketten sukzessive auszubauen. Bildung und Digitalisierung können wichtige Beiträge leisten, um Lieferketten nachhaltig zu gestalten. Dass dies im Naturkautschuksektor gelingen kann, zeigt der Premiumreifenhersteller gemeinsam mit seinen Partnern auf Borneo. Durch die erhöhte Produktqualität wird ein höherer Verkaufspreis des Kautschuks ermöglicht. Dadurch und durch höhere Erträge wird ein Beitrag zur Verbesserung der Einkommen der Kleinbauern und -bäuerinnen geleistet, zudem wird der Druck auf die noch bestehenden Naturwälder reduziert.

ENTWICKLUNGSERFOLGE

Qualitätssigel mit Blatt

Kriterienkatalog für die umwelt-, wirtschafts- und sozialverträgliche Kautschukproduktion

Absolventenhut

Ausbildung von 400 Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in nachhaltigen Praktiken des Kautschukanbaus

Drei Hände

Faire Preise und langfristige Abnahmeverträge mit lokalen Bauern und Bäuerinnen

UNTERNEHMERISCHE ERFOLGE

Lupe

Gesteigerte Transparenz in der Lieferkette

Mensch und drei Sterne

Sicherstellung der Kautschukqualität durch nachhaltige und rückverfolgbare Lieferketten

Frau arbeitet an einem Webstuhl

develoPPP Classic

develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.

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Continental AG

Continental entwickelt wegweisende Technologien und Dienste für die nachhaltige und vernetzte Mobilität der Menschen und ihrer Güter. Das 1871 gegründete Technologieunternehmen bietet sichere, effiziente, intelligente und erschwingliche Lösungen für Fahrzeuge, Maschinen, Verkehr und Transport.

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Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Als deutsches Bundesunternehmen ist die GIZ seit mehr als 50 Jahren in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und Bildungsarbeit aktiv. Sie begleitet die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung und entwickelt mit Unternehmen Strategien für nachhaltiges Wirtschaften.

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Michael Radke Head of Advanced Purchasing & Supply Chain Sustainability Continental Reifen Deutschland GmbH
Arlett Laroy
Arlett Laroy Projektmanagerin develoPPP Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH