Herausforderung
Weltweit besteht eine stetige Nachfrage nach Naturkautschuk, insbesondere von Seiten der Reifenindustrie. Ein Viertel des weltweiten Naturkautschuks stammt dabei aus Indonesien. Die Produktion des Rohstoffs ist in dem asiatischen Land jedoch oft mit gravierenden ökologischen und sozialen Herausforderungen verbunden. So besteht beispielsweise das Risiko, dass für den Anbau von Naturkautschuk größere Flächen Wald gerodet werden, weil die geringen Flächenerträge für die Bäuerinnen und Bauern kein zuverlässiges Einkommen sichern. Der Naturkautschuk stammt vielfach von weit verstreuten, unabhängigen Produzent*innen, die in abgelegenen Gebieten leben. Diese arbeiten zumeist ohne Vorgaben für den nachhaltigen Kautschukanbau und es ist schwer, sie mit Beratungs- und Schulungsangeboten zu erreichen. Ihre Rohware liefern sie an lokale Händler*innen, die den Naturkautschuk an Verarbeitungsbetriebe weiterverkaufen. Damit ist der Einfluss der abnehmenden Unternehmen auf die Kleinbauern und -bäuerinnen begrenzt, zudem sind die Unternehmen nicht in der Lage, angelieferte Rohkautschukmengen in Relation zur Produktionsfläche zu setzen, um auf Unstimmigkeiten aufmerksam zu werden.
Projektansatz
Um die Transparenz in der Lieferkette sicherzustellen, setzten die Projektpartner zwischen 2018 und 2020 mit einem Projektvolumen von insgesamt 400.000 Euro unter anderem folgende Maßnahmen in der Pilotregion im Distrikt Kapuas Hulu auf Borneo um:
- Aufbau eines digitalen Rückverfolgungssystems vom kleinbäuerlichen Anbau in Indonesien über die Weiterverarbeitung bis hin zur Reifenproduktion in Deutschland.
- Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs für die umwelt- und sozialverträgliche Kautschukproduktion unter vollständigem Verzicht auf Entwaldung.
- Ausbildung von Bäuerinnen und Bauern in nachhaltigen Praktiken des Kautschukanbaus, mit dem Ziel, dass diese anschließend ihr Wissen weitergeben.
Continental brachte im Rahmen des Projekts seine Expertise in internationalen Lieferketten sowie Mitarbeiter-Know-how ein. Die GIZ beriet mit Expert*innen vor Ort und stellte die Verbindung zu lokalen Gemeinschaften und Entscheidungsträger*innen her.
Mit dem erfolgreich etablierten Pilotprojekt sorgen wir gemeinsam für mehr Transparenz und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Existenzsicherung der am Projekt beteiligten Kleinbauern.
Ergebnisse
Das System der digitalen Rückverfolgbarkeit ermöglicht, ausschließlich nachhaltig wirtschaftende Produzenten in die Lieferkette aufzunehmen. Die wertvollen Erfahrungen, die Continental in diesem Projekt sammelt, erlauben es dem Unternehmen, die Transparenz innerhalb seiner Naturkautschuklieferketten sukzessive auszubauen. Bildung und Digitalisierung können wichtige Beiträge leisten, um Lieferketten nachhaltig zu gestalten. Dass dies im Naturkautschuksektor gelingen kann, zeigt der Premiumreifenhersteller gemeinsam mit seinen Partnern auf Borneo. Durch die erhöhte Produktqualität wird ein höherer Verkaufspreis des Kautschuks ermöglicht. Dadurch und durch höhere Erträge wird ein Beitrag zur Verbesserung der Einkommen der Kleinbauern und -bäuerinnen geleistet, zudem wird der Druck auf die noch bestehenden Naturwälder reduziert.
develoPPP Classic
develoPPP Classic richtet sich an mittelständische und große Unternehmen, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Geeignete Projekte werden fachlich und finanziell mit bis zu zwei Millionen Euro öffentlicher Förderung unterstützt.